Das Insolvenzrecht gehört zu dem Kernbestand der Regelwerke, die das Vertrauen der Rechtsgenossen in eine Rechtsordnung sichern. Es regelt die Bedingungen allseitiger Haftung eines Schuldners und steckt damit zugleich den Rahmen ab, innerhalb dessen die Gläubiger erwarten können, dass ihre Rechte in einer und durch eine Reorganisation und Sanierung des schuldnerischen Unternehmens gewahrt werden. Die faktische Wirkung des Insolvenzrechts endet nicht an nationalstaatlichen Grenzen. Das Insolvenzverfahren ist nach seinem Anspruch auf universelle Geltung angelegt. In fast allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (...) gilt heute als innerstaatliches Recht ein gemeinsames Recht grenzüberschreitender Insolvenzverfahren. Dieses gemeinsame europäische Recht strahlt auf die innerstaatlichen Reformbemühungen aus - es hat Einfluss auf die Insolvenzgesetzgebung. Die innerstaatlichen Gesetzgebungen werden zudem von UNCITRAL-Modellgesetzgebungen beeinflusst. Die wissenschaftliche Diskussion geht zusehends auf die damit ausgelösten Konvergenzbewegungen ein; die Praxis bedarf rechtsdogmatischer Aufklärung über die komplexer werdenden Regelungen des Insolvenzrechts und der Unterrichtung über die Strukturen und Problemstellungen ausländischer europäischer und außereuropäischer Insolvenzrechte, auch und gerade in ihrer Wechselwirkung mit dem deutschen Recht. Die Schriftenreihe der DZWIR ist ein Forum dieser Diskussionen. Sie wird in loser Folge monographische Untersuchungen zu Grundsatzfragen des deutschen, europäischen und internationalen Insolvenzrechts veröffentlichen. Damit leistet diese Schriftenreihe einen Beitrag ebenso zur rechtsdogmatischen Klärung von Streitfragen wie nicht minder zur Unterstützung der europäischen Integration der nationalstaatlichen Insolvenzrechte. (shrink)

Giuseppe Franco hat mich mit süditalienischer Liebenswürdigkeit dazu eingeladen, einen kleinen Beitrag zum vorliegenden Hommage-Band zu schreiben, in dem ich von meiner „intellektuellen Beziehung“ zu Dir und „von der Bedeutung des Kritischen Rationalismus“ für meinen „eigenen Denkweg“ berichte. Kennengelernt haben wir einander vor inzwischen 53 Jahren kurz nach Deinem Dienstantritt an der Mannheimer Wirtschaftshochschule. Ich studierte damals in Wien, vor allem bei Bela Juhos, der in einer Art Dachkammer der Alten Universität seine Seminare, z. B. eines über „Wissenschaftstheorie und Quantenmechanik“ (...) mit maximal zehn älteren Studenten und bereits habilitierten Wissenschaftsphilosophen abhielt, sowie beim Altmeister Victor Kraft, dessen Privatissime-Veranstaltungen in seiner Wohnung in der Walfischgasse von noch weniger, handverlesenen Geistesschaffenden besucht wurden. (shrink)

This volume provides a unique overview and analysis of the philosophy and thought of Wilhelm Dilthey, and examines his writings in terms of their contemporary relevance. Rickman contends that the hub of Dilthey's work was his philosophy of the human studies, and that his ideas were directly relevant to the future of the social sciences. The book focuses on Dilthey's contribution not only to philosophy but also to history, psychology, sociology, anthropology, literary criticism, and the methodology of human studies in (...) general; his bearing on present-day concepts is documented by quotations from modern authors in these various fields. This incisive study also includes a critical assessment of the ambiquities and tensions in Dilthey's writing, which have been underscored by the recent first publication of some of his important manuscripts, and examine how contemporary thought has been stimulated by these ambiguities and by his resolute attempts to confront reality in all its complexities. (shrink)

In der Debatte um die embryonale Stammzellenforschung führen die Verfechter der Würde des Embryos gerne eine Gemeinsamkeit von Embryonen und reversibel Komatösen an: Beide sind bloß potentiell Personen. Wenn aber Komatösen fraglos personale Würde zukommt, weshalb sollte man sie Embryonen absprechen? In ihrem AufsatzIn dubio pro embryone kombinieren G. Damschen und D. Schönecker diese Analogie mit einem Vorsichtsargument: Weil die Analogie zumindest gute Gründe für die Annahme biete, Embryonen komme eine menschliche Würde zu, sei angesichts der Schwere des möglichen Unrechts (...) die embryonale Stammzellenforschung nicht zu verantworten. Im Folgenden möchte ich darlegen, weshalb die Analogie nicht ausreicht, um ein solches Vorsichtsargument zu etablieren. In einem ersten Schritt soll gezeigt werden, wie man der Analogie begegnen kann, weshalb das entsprechende Argument also nicht zwingend ist. Um ein Vorsichtsargument zu begründen, würde es allerdings genügen, wenn die Analogie „hinlänglich plausible“ Gründe zugunsten der Würde von Embryonen liefert. In einem zweiten Schritt soll daher – aufbauend auf allgemeinen Überlegungen zum Vorsichtsargument – dargelegt werden, dass die Analogie selbst unter dieser Annahme nicht überzeugen kann. (shrink)

In German discussions over the last twenty years of the difference between what it is to be a body (in German: Leibsein) and what it is to have a body (Körperhaben), many have been concerned to remind us that we owe this conceptual distinction to the philosophical anthropologist Helmuth Plessner. He introduces the distinction in an essay from 1925—written in collaboration with the Dutch behavioral researcher Frederick Jacob Buytendijk—“Die Deutung des mimischen Ausdrucks. Ein Beitrag zur Lehre vom Bewusstsein des anderen (...) Ichs” (“The Interpretation of Mimetic Expressions: A Contribution to Understanding One’s Consciousness of Other Subjects”). Buytendijk later explained that it was Plessner who worked out the .. (shrink)

The importance of Dilthey Why read Dilthey today? Why study the ideas of a nineteenthcentury German philosopher some seventy years after his death? ...

In diesem Buch wird eine Strategie gegen zwei skeptische Tendenzen entwickelt, deren eine den Sonderstatus von Personen bestreitet und deren andere" wahr"für ein Prädikat ausgibt, das schlicht gewissen Verwendungsregeln unterworfen und instrumentalistisch zu interpretieren sei. Die antiskeptische Strategie soll dadurch zum Erfolg führen, dass die beiden von der Skepsis bedrohten Sachverhalte sich gegenseitig stützen. Gezeigt wird, dass die Aufgabe des Sonderstatus von Personen die Leugnung der Bedeutung von" wahr"impliziert und umgekehrt. Positiv gewendet: Die Bedeutung von" wahr"ist in Beziehung auf Subjektivität (...) zu explizieren, und Subjektivität erschließt sich theoretisch durch die Beziehung auf Wahrheit. Die Vorgehensweise ist im wesentlichen negativ; ihr positiver Aspekt besteht in der systematischen Zuordnung der negativen Ergebnisse. Zu Gegenständen der Kritik werden dabei der Naturalismus in der reduktiven wie der eliminationistischen Variante sowie ontologisierende Ansätze, d. h. Versuche, philosophische Probleme durch das Postulat von Entitäten sui generis zu lösen. In der Ablehnung von Ontologisierungen und im negativen Charakter der philosophischen Tätigkeit ergeben sich Berührungspunkte mit dem späten Wittgenstein. Die Differenz liegt in der erwähnten Zuordnung der Resultate der Kritik, die es erlaubt, die intendierte Position als eine transzendentalphilosophische zu charakterisieren. (shrink)

SummaryThough Peter Gordon mentioned philosophical anthropology in his book Continental Divide, he has not yet realized how it works independently from Cassirer's and Heidegger's prejudices. The whole argument between them before, in and after Davos raged around the status of philosophical anthropology: How do the spiritualisation of life and the enlivening of the spirit come about? This was not just the central question for philosophical anthropology founded by Max Scheler, but also in Wilhelm Dilthey's life philosophy, which was systematized (...) by Georg Misch. Cassirer and Heidegger shared three shortcomings with respect to the Life-philosophical Anthropology. Neither had a philosophy of nature or a philosophy of sociaty or a philosophy of history. The insight into the unfathomability of humans is given a political edge in Helmuth Plessner's book Power and Human Nature. Elevating it to the principle of democratic equality with respect to the worth of all cultures one opens up the potential for a form of civil competition that might supersede ethnocentric wars. (shrink)

Two disciplines claim to provide justification of action. Ethics gives you moral reasons to act upon, whereas economics exploits the concept of rationality. The paper discusses two theories of interdisciplinarity of ethics and economics in order to clarify the relationship. The traditional view of a hierarchical ordering of ethics and economics is rejected, and it is claimed that there are substantial economic contributions to ethical justification.

IntroductionAlthough a few studies suggest that young overweight to obese children and adolescents may have impaired postural control compared to young normal-weight peers, little information exists about how these two groups differ in the quality of the underlying balance strategies employed. Hence, the aim of the present study was a first comprehensive examination of the structural complexity of postural sways in these two cohorts during quiet bilateral standing.MethodsNineteen YO secondary school students were carefully matched to YN controls for age, sex, (...) height, and school. Mediolateral and anteriorposterior acceleration signals were recorded with an inertial measurement unit positioned at the trunk while standing barefoot in two conditions: firm and foam support surface. The magnitude of postural fluctuations was obtained using the root mean square. The temporal structure of the signals was analyzed via sample entropy, largest Lyapunov exponent, and detrended fluctuation analysis algorithm. Reliability was assessed using a test–retest design.ResultsIn both groups, foam standing caused higher postural fluctuations and reduced structural complexity. In comparison to YN, YO exhibited a higher RMSAP. Especially in ML direction, the acceleration signals of the YO had higher repeatability, greater long-range correlations, and lower local stability. However, these observations were largely independent of the task difficulty. Except for α-DFAAP, the IMU approach proved reliable to characterize posture control.DiscussionOur outcomes confirm postural control deficits in YO compared to their YN peers and indicate impaired regulatory mechanisms reflected as rigidity. Such less complex patterns usually reflect diverse pathologies, are detrimental to compensate for internal or external perturbations, and are attributed to lower adaptability and task performance. Without targeted balance stimuli, YO likely end in a lifelong vicious circle of mutually dependent poor balance regulation and low physical activity. (shrink)

Kaum ein anderer lebender Naturwissenschaftler besitzt die Fähigkeit, mit solcher Geistesklarheit die tiefsten Einsichten von moderner Quantenphysik mit dem uralten spirituellen Menschheitswissen zu verknüpfen wie - Hans-Peter Dürr! Es gelingt Dürr scheinbar mühelos, eine Synthese zwischen den meditativen Einsichten der Weisen des Ostens und den aktuellen Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften herzustellen. Dabei verliert er sich niemals in langatmigen akademischen Erläuterungen, sondern hat stets den Menschen und die gesellschaftliche Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts im Blick. Ein Brückenschlag zwischen zwei Welten, (...) der vielleicht niemals notwendiger war als zurzeit. Eine kleines Meisterwerk, das in einleuchtender Weise aufzeigt - alles Leben ist EINS! (shrink)

Though Helmuth Plessner (1892-1985) elaborated his philosophical anthropology independently of the classical pragmatisms, there are many parallels with them. He combined a phenomenology of living beings (a parallel with William James) with a semiotic reconstruction (a parallel with Charles Sanders Peirce) of what we are already using whenever we specify living beings, among them ourselves as human living beings in nature, culture, and society. In Plessner’s distinction between having a body (Körperhaben) and being (or living) a body (Leibsein), there is (...) a parallel with George Herbert Mead’s “Me” (taking over the perspective of others) and “I” (spontaneous actions/reactions of an organism in a situation). Dewey and Plessner elaborated a public procedure for overcoming the old dualism of matter and idea in a process of learning better habits. Their historical conceptions of communication involve the primacy of interactions on three levels (discursive, conscious, pre-conscious living). Facing the plasticity of human conduct, both approaches open the door to a pluralistic self-understanding that includes value-conflicts and that therefore needs civilized forms to solve such conflicts. With regard to the limits of human conduct, Plessner proposed a phenomenology (of laughing and crying) that seems to have no equivalent in pragmatism. (shrink)